Von unseren Patienten hören wir so oft "Ihr seid so anders!", "Das hat mir noch nie einer gesagt!" "Warum gibt es nicht mehr von euch?", etc.
Ich sehe das als großes Lob und weiß ja auch, dass wir wirklich engagierte Therapeuten sind und über die Jahre zu Experten geworden sind, aber gleichzeitig macht es mich traurig, dass es nicht
mehrere Praxen gibt wo es so läuft... Aber so ist es halt.
Nur Selten läuft ein "Skolioseweg" wie im Bilderbuch und Jeder muss mal einen Umweg fahren um wieder auf den Hauptweg zu kommen. Das ist auch wichtig.
Da sich aber einige Geschichten immer wieder wiederholen und uns Therapeuten auch wirklich treffen - denn wir sind hier alle mit dem Herzen mit dabei und jeder Patient ist uns wichtig, möchte ich
kurz einen Einblick in unseren Alltag/ unsere Gedanken beschreiben:
Ich weiß, dass Viele anfangs denken "Nora ist zu schnell/ zu weit/ zu genau/ dramatisiert." Ja das ist vielleicht auch teilweise so, das kommunizierte ich auch ganz offen. Aber ich erlebe diese
Geschichten, wo das Abwarten einfach schief gegangen ist hier in der Praxis viel zu oft. Ich wünsche jedem Patienten, dass er aufrecht und schmerzfrei durchs Leben geht und keine
Physio braucht. Aber leider ist das nur selten der Fall,
Kurzer Ausflug in Noras Gedankenwelt, die in der Regel mit meinem Skoliose- Therapeuten- Team übereinstimmt:
- Früherkennung: Warum wird bei Kindern so oft gewartet bis eine "echte Skoliose" entsteht? Warum wird nicht schon agiert bei den ersten Anzeichen gehandelt, z.B. ungleiches
Muskelreliev, familiäre Vorbelastung, erste Asymetrien im Bewegungsablauf... Das verstehe ich oft nicht.
Es muss ja nicht direkt die riesen Therapie losgetreten werden, aber regelmäßige Check Up´s inkl Vermessungen um Änderungen einschätzen und ggf Frühzeitig erkennen zu können, das sollte doch machbar
sein!
Bitte liebe Eltern - vor allem wenn Skoliose ein bekanntes Krankheitsbild in eurer Familie ist - lasst eure Kinder von Jemandem untersuchen, der wirklich Ahnung hat! Denn nein- es
verwächst sich nichts!
(Diese Meinung hat der 4D-SKOT Kurs nochmal deutlich gefestigt, denn hier geht es um die physiologische Entwicklung des Kindes.)
- Korsett- Therapie: Klar, keiner will so eine blöse Plastikschale tragen und das sollte auch das Ziel sein (unter Anderem durch professionellle Früherkennung), ein Korsett (und/
oder eine OP, sowie Schmerzen) zu verhindern. Aber macht es nicht bei dem ein oder anderen Patienten (wo es mehrere Warnzeichen gibt) Sinn frühzeitig mit einem "Night- Time-Bracing" zu
beginnen? Also eine Korsettherapie über Nacht (12h/d), anstatt zu warten bis wir ein paar Grad mehr im Röntgenbild messen und der Patient das Korsett den ganzen Tag (20h/d) tragen muss? Ja-
auch in der Schule! Und bei den "paar Grad" die ggf zur klassischen Korsettherapie (20° Cobb) fehlen müssen wir auch an die Messfehler von 6° (in beide Richtungen) denken. Natürlich wäre es schön man
braucht kein Korsett, aber wenn es soweit ist ist es kein Weltuntergang. Und es tragen so viele Jugendliche ein Korsett, das glaubt ihr garnicht.
- Erwachsenen- Therapie: "Sie sind ausgewachsen, da kann man jetzt nichts mehr machen!" ist einer der Sätze den viele erwachsene Patienten hören. Und das ist
falsch! Natürlich ist die Zielsetzung eine andere als bei Kindern oder Jugendlichen. Aber für Therapie ist es nie zu spät! Ziele in der Erwachsenentherapie sind eher eine
Schmerzreduktion oder Training, dass die Skoliose sich nicht verschlechtert, das passiert nämlich oft in der Schwnagerschaft und Menopause. Und mit viel Disziplin kann sogar ein Erwachsener Patient
die Skoliose aufrichten, ich spreche da von messbaren Verbesserungen!
- Empfehlungen: Ein sehr schwieriges Thema! Nein, ich spreche keine Empfehlung für Therapeuten in meinem Umkreis (die auf GKV-Rezepte behandeln) aus weil ich die Patienten
an meine Praxis binden möchte, sondern schlichtweg weil ich keine Empfehlung habe. Glauben Sie mir, der Terminkalender platzt aus allen Nähten und ich wäre sehr dankbar wenn ich
guten Gewissens einen anderen Therapeuten empfehlen könnte. Aber den gibt es nicht. Leider musste ich jetzt auch noch die schmerzhafte Erfahrung machen, dass noch nichtmal ein Schroth- Zertifikat
eine gutes Basiswissen garantiert.
Ich habe ein gutes Netzwerk aus spezialisierten Ärzten, Orthopädietechnikern und anderen guten Therapeuten, aber nichts hier im Dormagener Umkreis. Nicht ohne Grund fahren die
Patienten im Durchschnitt 100km zu uns (einfacher Weg) zur Therapie oder - wenn der Anfahrtsweg zu weit weg ist - nehmen sie Onlinetermine wahr. Wenn
Sie Empfehlungen für z.B. Nünberg oder Wien brauchen, da habe ich eine tolle Empfehlungen.
- Skolisoe macht keine Ferien! Ja, ich kann das wirklich nachvollziehen, dass man mal eine Pause braucht und mal durchschnaufen muss. Ja! Aber ich denke es wäre sinnvoll,
dieses vorab mit dem Therapeuten zu besprechen. Denn es fällt über das Jahr über schon sehr viel Physio aus (Urlaub & Krankheit, sowohl beim Patienten als auch beim Therapeuten). Wenn jetzt
pauschal in den Ferien die Physio erstmal abgesagt wird - auch wenn man eigentlich zu Hause ist, der Therapeut aber erst nach den Schulferien im Urlaubist (weil er nicht an die Ferien gebunden ist
und sich Urlaub in den Ferien garnicht leisten kann), dann fällt eine lange Zeit sehr viel Physio aus. Die wenigsten Patienten sind so konsequent, dass zu Hause wirklich gut weitertrainiert wird.
Denn eigentlich wollte man ja mal eine Pause, ein Durchatmen. Nach den Ferien kommt dann beim routinemäßigen Messen das "böse Erwachsen", wenn sich die Skoliose verschlechtert hat. Und das
ist kein Einzelfall! Und nein - normaler Sport ersetzt die asymetrischen Skolioseübungen nicht! Eine Pause haben zu wollen ist total nachvollziehbar und mache haben sich diese auch wirklich
verdient. Aber Bitte: Besprecht dies vorab mit eurem Therapeuten!